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Bild der Mahnwache Lützerath

Mahnwache Lützerath

Ein Interview mit Andreas

Das Landeswirtschaftsministerium in NRW hat zusammen mit dem Bundeswirtschaftsministerium ein Eckpunktepapier verfasst, das eine Vereinbarung mit RWE über den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung 2030 darstellt. Während die Politik diese Vereinbarung als großen Erfolg für den Klimaschutz darstellt, sehen weite Teile der Klimaschutzbewegung dies weitaus kritischer [hier mein Kommentar dazu]. Unter anderem sieht das Papier vor, dass RWE Lützerath abreißen darf, um an die Braunkohle darunter zu gelangen.

Viele Gruppen setzen sich dieser Tage gegen den Abriss Lützeraths ein. Dazu gehört auch die Mahnwache Lützerath, die seit über zwei Jahren aktiv gegen den Abriss und für ein Ende der Braunkohletagebaus kämpft. Seit rund anderthalb Jahren ist Andreas für die Mahnwache aktiv. Mit ihm habe ich ein kruzes Interview über die Mahnwache und sein Engagement dort geführt.

Jens: Andreas, du bist seit einiger Zeit bei der Mahnwache Lützerath aktiv. Lass uns damit anfangen, was diese Mahnwache überhaupt ist. Was macht die Mahnwache Lützerath also?

Andreas: Die Mahnwache Lützerath mahnt über ein Unrecht an der Gesellschaft und der Natur. Sie wurde mittlerweile zum Internationalen Symbol der Klimagerechtigkeitsbewegung.

RWE hat einen Wall aufgeschüttet –  vom Tagebau gesehen, vor der ehemaligen L277 – vor Lützerath. Dieser Wall symbolisiert die 1,5-Grad-Grenze, die laut Pariser Klimaschutzabkommen eingehalten werden MUSS, um unser Klima nicht weiter aufzuheizen. Sollte Lützerath abgebaggert werden, kann dieses Ziel nicht eingehalten werden.

Am 22.07.2020 wurde die Mahnwache an der L277 an der Grundstücksgrenze des letzten Landwirtes von Lützerath errichtet. Die Mahnwache ist Anlaufstelle für Interessierte und beantwortet Fragen rund um den Tagebau und die Aktivitäten in und um Lützerath. Sie lädt zu Gesprächen und Diskussionen ein. Hier bekommt man Kontakt zu internationalen Klimaaktivisten, Prominenten, Politikern und Bewohnern des Dorfes.

Jens: Wie bist du zur Mahnwache Lützerath gekommen und was bewegt dich dort aktiv zu sein?

Andreas: Als das Klimacamp ENDE GELÄNDE 2019 in Viersen am Hohen Busch seine Zelte aufgeschlagen hat, war für mich nach einem Reinschnuppern klar: Ich will mich engagieren. Ich wurde als Busbegleiter und Vermittler zwischen Aktivisten und der Polizei eingesetzt. Die Touren gingen ins Rheinische Braunkohlerevier.

Das war ein spezielles Erlebnis, das keine andere Möglichkeit für mich offenließ, als mich weiter für den Klimaschutz und die Klimagerechtigkeit einzusetzen. Meine Betroffenheit hat mich immer wieder zu den Aussichtspunkten des Tagebaus geführt. Letztendlich hat meine Teilnahme an einer Menschenkette von Keyenberg nach Lützerath – zur Mawa Lützerath – gebracht.

Jens: Gab es bei der Mahnwache Lützerath ein spezielles Erlebnis, – egal ob positiv oder negativ -, das dir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?

Andreas:

Mein eindrucksvollstes Erlebnis fand während einer Demo von Immerath nach Lützerath statt. Der Anführer der Demo machte an einer Stelle, an der der Wall von RWE durchbrochen war, mehrfach darauf aufmerksam, dass der Weg der Demo auf gar keinen Fall in Richtung Kante gehe, doch nach und nach liefen fast alle Demonstranten zur Kante.

Jahrelang wurde der Wall vom Werkschutz von RWE bewacht, nun konnten wir trotz Polizeianwesenheit an die Kante. Das war ein surreales Erlebnis.

Jens: Du sagst, dass es ein surreales Erlebnis war, als du bei einer Demo trotz Polizeianwesenheit an die Kante des Tagebaus konntest. Was war daran so surreal für dich?

Andreas: Vorher wurde das Areal vor der Kante bis zum Erdwall von der RWE-Security engmaschig bewacht, ich bin den Menschen die den Weg zur Kante gewählt haben gefolgt und habe die RWE-Grenze überschritten – was kann jetzt alles passieren? – die Polizei ist sichtbar in der Nähe das wirkte sehr unreal und dann stand ich an der Kante – diese Weite, Tiefe, dieses Summen der Bagger, dieser Gigantismus – was machen wir da?,  wofür? – das kam mir in diesem Moment sehr unrealistisch vor. Es brauchte eine Zeit eben das zu realisieren.

Jens: Das große Thema rund um Lützerath ist die drohende Räumung, wie blickst du der drohenden Räumung entgegen.

Andreas: In der Hoffnung, dass sich die Politik noch besinnt, habe ich ein Konvolut an Weihnachtstassen an die Mawa Lützerath gespendet.

Sorgenvoll beobachte ich in den Medien, wie Klimaaktivisten kriminalisiert werden und wünsche mir, dass es zu keiner Eskalation kommt, weiß aber, dass dies ein frommer Wunsch ist. Die einzige Möglichkeit, die ich sehe ist, dass sich sehr, sehr viele Menschen daran beteiligen, Lützerath zu verteidigen.