Noch eine Selbstdarstellung, die eines Kommentars bedarf
An anderer Stelle habe ich mich schin damit auseinandergesetzt, wie RWE über die geplante Rheinwassertransportleitung informiert. Dabei habe ich mich auf eine RWE-Homepage und ein dort hinterlegtes Prospekt bezogen. Mein Fazit war: RWE stellt sich als Retter der Feuchtgebiete dar, verschweigt aber, dass die Feuchtgebiete ohne die von RWE durchgeführten Sümpfungsmaßnahmen gar nicht gerettet werden müssten.
Sieht RWEs Informationspolitik anders aus, wenn der Konzern über die Sümpfungsmaßnahmen informiert? Zu diesem Thema hat RWE 2018 einen Fyler ins Internet gestellt, der hier abgerufen werden kann. Der fünfseitige Flyer kommt wieder gut designed daher, überschauberer Text ergänzt durch schöne Bilder. Vorweg, auch dieser Flyer kommt nicht ohne einen toll gestalteten Tagebausee daher, der ein schönes Naherholungsgebiet voller keiner Segelboote zeigt. Das Bild stellt eine Visualisierung des erst noch zu realisierenden Tagebaurestsees Inden dar. Auch hier ist also das Motto: Aus den alten Tagebaulöchern macht RWE ein tolles Naherholungsgebiet.
Vor den Seen steht die Sümpfung, „[d]enn nur wenn das Grundwasser abgesenkt und der Tagebau trocken gehalten wird, kann die Braunkohle sicher gewonnen werden“ (Seite 2). Die Sümpfung ist also unausweichlich, wenn man Braunkohle will. In diesem Zusammenhang sagt RWE, dass die Sümpfungsmaßnahmen nicht ohne Folgen sind: „Die Grundwasserabsenkung für die Tagebaue wirkt sich mit einer jährlichen Hebungsmenge von rund 560 Mio. m³ auf weiter Fläche aus“ (Seite 2). Was ‚auf weiter Fläche‘ bedeuten soll, kann man vermuten, denn RWe erwähnt, dass „das gesamte Rheinische Revier vom Rhein bis zur Maas und vom Eifelrand bis zum Neusser Raum kontinuierlich beobachtet“ wird (Seite 2). Wie sich die Sümpfung in die Fläche auswirkt, kann der Leser also vermuten. Aber wie wirkt sich die Sümpfung genau aus? An dieser Stelle fehlen leider Angaben im Prospekt. Man liest nur: „Veränderungen in den Grundwasserständen und Auswirkungen auf grundwasserabhängige Bereiche werden so frühzeitig erfasst, um bei Bedarf schnell reagieren zu können“ (Seite 2). RWE sagt also, dass weiter Gebiete genau beobachtet werden, damit bei Veränderungen der Grundwasserstände schnell reagiert werden kann. Was heißt das genau? Es könnte heißen, dass alles daran gesetzt wird, dass Veränderungen sofort rückgängig gemacht werden. Man könnte also vermuten, dass alles getan wird, damit die Sümpfungen keine Veränderungen des Grundwasser bewirken. Aber das ist nicht, was passiert. Sicherlich beobachtet RWE die Veränderungen des Grundwasser genau – dazu ist RWE auch gesetzlich verpflichtet – und RWE reagiert auch darauf. Der Grundwasserspiegel ist aber weiträumig abgesenkt und die Reaktion besteht darin, dass aufbereitetes Sümpfungswasser – sogenanntes ‚Ökowasser‘ – wieder in die Feichtgebiete zurückgeführt wird.
RWE hält Feuchtgebiete künstlich am Leben, indem das Stützwasser als Grundwasserersatz eingeleitet wird. Eine Auswirkung, die RWE nicht nennt, ist, dass die Feuchtgebiete und Fließgewässer nur noch von Niederschlagswasser (oder etwa im Fall der Niers von Klärwasser) gespeist werden würden, wenn das Stützwasser fehlen würde. Ich will es noch einmal deutlich sagen: die Feuchtgebiete und Fließgewässer sind am Tropf von RWE. Ich empfinde es vor diesem Hintergrund schon als ironisch, dass RWE das Prospekt „Für eine nachhaltige Gewässerlandschaft und sichere Wasserversorgung“ betitelt hat. Eine auf Jahrzehnte angelegte großflächige Grundwasserabsenkung, bei der Feuchtgebiete und Fließgewässer ihren Grundwasseranschluss verlieren, ist keine nachhaltige Gewässerlandschaft.
Will man RWE vorwerfen, dass der Konzern sich in seinen Werbeprospekten in gutes Licht rückt und nicht deutlich sagt, dass er die Umwelt nachhaltig schädigt? Sicherlich wäre das absurd, aber umso wichtiger ist es, dass man genau hinschaut und diese Werbematerialien nicht unkommentiert stehen lässt. Nachher könnte ja sonst noch jemand glauben, dass RWE es tatsächlich gut meint mit dem Grundwasser und den Feuchtgebieten.